Die meisten Menschen möchten große Risiken vermeiden. Was wir als riskant empfinden und was nicht, hängt aber nur bedingt von den objektiven Risikoverhältnissen ab. Oft sind es ganz andere Faktoren, die unsere Wahrnehmung lenken.

Objektive Risikoverhältnisse und subjektive Risikoeinschätzung

Bei der subjektiven Einschätzung von Risiken spielen die objektiven Risikoverhältnisse – also die Eintrittswahrscheinlichkeit eines unerwünschten Ereignisses (z.B. Unfall) und die Schadenshöhe (Verletzung, Tod) – oft nur eine untergeordnete Rolle. Ob ein Risiko als hoch oder niedrig eingeschätzt wird, ob man es akzeptiert oder sich dagegen auflehnt, hängt nicht nur von objektiven Zahlen und Fakten ab, sondern stark von Glauben, Ängsten und Wünschen. Als wichtig für die Risikobeurteilung erweisen sich beispielsweise die Auffälligkeit oder mentale Verfügbarkeit des Ereignisses, die Darstellungsweise der Folgen, das Katastrophenpotenzial, die persönliche Betroffenheit, die Freiwilligkeit, die Kontrollierbarkeit, die Verantwortlichkeit sowie das Signalpotenzial einer Situation.


Ziele

Die Schüler …

  • arbeiten heraus, dass subjektivere Risikoeinschätzungen kein Abbild der objektiven Risikoverhältnisse sind.
  • sollen wissen, welche Einflussgrößen sich auf die Wahrnehmung und die Einschätzung von Risiken auswirken.
  • sollen erkennen, welche Mechanismen zu der weit verbreiteten Unterschätzung der Risiken im Straßenverkehr beitragen.
  • machen sich bewusst, welche Risiken sie in ihrem Alltagsleben eingehen.

Einstieg

Als Einstieg dient eine These des Risikoforschers Peter M. Sandman:

»Die Risiken, die Sie umbringen, sind nicht unbedingt diejenigen, die Sie aufbringen oder ängstigen.«

„The risks that kill you, are not necessarily the risks that anger and frighten you.“

  • Stimmen Sie der Aussage zu?
  • Nennen Sie Beispiele, um Ihre Meinung zu begründen.

Arbeitsblätter

Arbeitsblatt 1, „Wie lassen sich folgende Beobachtungen erklären?“, beschreibt Verhaltensweisen, bei denen Menschen auf Risikomomente anders reagieren, als es vom Risikoverhältnis her zu erwarten wäre. Ein Beispiel: Herr und Frau X fliegen in getrennten Flugzeugen, damit ihre Kinder nicht Vollwaisen werden. Mit dem Auto fahren sie aber gemeinsam, obwohl Autofahren objektiv gefährlicher ist als Fliegen.

Arbeitsblatt 2, „Einflussgrößen auf die Beurteilung von Risiken und Gefahren“, bietet eine Reihe von Erklärungen für solches Verhalten, indem es Faktoren definiert, die bei der subjektiven Einschätzung des Risikos eine entscheidende Rolle spielen.

Variante a:

Die Schüler erhalten Arbeitsblatt 1. Sie lesen die Aussagen und erkennen die Widersprüche zwischen subjektiver und objektiver Risikoeinschätzung. In einem zweiten Schritt suchen sie in Einzel- oder Gruppenarbeit Begründungen für ein solches Verhalten. Sie arbeiten heraus, welche Einflussgrößen und psychologischen Zusammenhänge für die Beurteilung des Risikopotenzials des Straßenverkehrs durch die Öffentlichkeit und den Einzelnen eine wichtige Rolle spielen (siehe Arbeitsblatt 2).

Variante b:

Die Schüler erhalten die Arbeitsblätter 1 und 2 und stellen Verbindungen zwischen den aufgeführten Phänomenen (Arbeitsblatt 1) und den Prinzipien (Arbeitsblatt 2) her.

Mögliche Lösungen: Die in Arbeitsblatt 1 beschriebenen Beobachtungen stehen vor allem mit folgenden Prinzipien (Arbeitsblatt 2) in engem Zusammenhang:

1 –  e, f
2 – c, f
3 – c, h
4 – a
5 – e, f, h
6 – c, f
7 – c
8 – c, e, f

Beispiel

Die Aussage in Arbeitsblatt 1: „1. Als Mitfahrer haben viele Menschen Angst. Diese verschwindet aber, wenn sie selbst am Steuer sitzen ….“ steht im Zusammenhang mit den Punkten e) und f) von Arbeitsblatt 2:

  • e) „Freiwillig eingegangene Risiken werden weniger kritisch gesehen und eher akzeptiert als Risiken, denen man unfreiwillig ausgesetzt ist.“
  • f) „Tätigkeiten, bei denen man die Höhe des Risikos kontrollieren zu können glaubt (z.B. beim Bergsteigen, beim Autofahren), werden für weniger gefährlich gehalten ….“

Optional

Der Lehrer kann vertiefend Arbeitsblatt 3, „Wie lassen sich folgende Verhaltensweisen erklären?“, einsetzen und von den Schülern unter Hinzuziehung von Arbeitsblatt 2 bearbeiten lassen. Arbeitsblatt 3 bezieht sich auf Risikosituationen außerhalb des Straßenverkehrs.

Mögliche Lösungen: Die in Arbeitsblatt 3 aufgeführten Phänomene stehen mit folgenden Prinzipien (Arbeitsblatt 2) in engem Zusammenhang:

1 – b
2 – a
3 – d
4 – e
5 – g
6 – e
7 – e, f
8 – h
9 – h

Konzept nach Michael Geiler: „Risiko und Risikoverhalten“, in: Jugend & Verkehr. Projekte für die Sekundarstufe II., hrsg. von der Deutschen Verkehrswacht, Meckenheim 1998, Heft 5, S. 25 ff.)