Besonders junge Frauen stehen oft vor der Frage, ob sie mit jemandem mitfahren, der Alkohol getrunken hat. Die Unterrichtseinheit „Mit mir nicht!“ sensibilisiert ältere Schülerinnen und Schüler für diese Problematik.

Discofahrten in Begleitung

Besonders hoch ist das Unfallrisiko junger Leute bei Abend- und Nachtfahrten am Wochenende. Diese Discounfälle ereignen sich freitags und samstags zwischen 22 und 7 Uhr. In dieser Zeit kommt es zu besonders vielen tödlichen Unfällen. Die Stimmung ist ausgelassen, die Gruppe feiert, im Laufe der Nacht werden verschiedene Orte aufgesucht. Euphorie stellt sich ein, Alkohol (und Drogen) tut ein Übriges. Man ist „gut drauf“, im Auto dröhnt Musik, man hat das Gefühl, dass einen nichts aufhalten kann. Selbstüberschätzung und mit fortschreitender Stunde sinkende Kondition und Konzentration gehen eine gefährliche Verbindung ein.

Für junge Frauen ist diese Situation oft besonders heikel: Häufig sind sie darauf angewiesen, bei ihrem Partner oder bei Freunden mitzufahren. Wenn ihr Fahrer unter Alkoholeinfluss steht, stehen sie vor der schweren Entscheidung, einzusteigen oder die Mitfahrt zu verweigern. Eine Ablehnung stellt vielleicht sogar die Beziehung auf die Probe. Leicht gilt man als Spielverderberin und Stimmungsbremse. Zudem stellen sie die Kompetenz des Fahrers an einem empfindlichen Punkt – der Fahrzeugbeherrschung – infrage.

Andererseits bleibt ihnen mangels eigenen Wagens oft keine Alternative. Öffentliche Verkehrsmittel fahren im ländlichen Raum nachts praktisch nicht. Zudem kann ihre Benutzung mit dem Risiko sexueller Belästigung verbunden sein. Ein Taxi ist (zu) teuer; die Eltern möchte man auch nicht anrufen. Durchaus nachvollziehbar, wenn sich pragmatische Erwägungen gegenüber dem Sicherheitsbedürfnis durchsetzen.

Dass junge Frauen bei Unfällen besonders häufig als Mitfahrerinnen im Pkw verletzt oder getötet werden, ist auch eine Folge dieser Situation. Es ist wichtig, sie darin zu bestärken, nicht so leicht die Segel zu streichen. Vielmehr sollten sie darauf bestehen, nicht mit Fahrern fahren zu müssen, die getrunken haben.


Ziele

Ziel ist, die Interessen und Bedürfnisse der Mitfahrerinnen gegenüber alkoholisierten Fahrern stärker zur Geltung zu bringen. Gleichzeitig soll die Bereitschaft der Fahrer gefördert werden, auf Alkohol zu verzichten.

Die Schülerinnen und Schüler sollen

  • begreifen, dass nächtliche Disko- bzw. Partyfahrten durch Alkohol und Drogen zum unkalkulierbaren Risiko werden.
  • erkennen, dass sich Mitfahrerinnen bei solchen Konflikten in einer unangenehmen Zwangslage befinden.
  • als Mitfahrerinnen in der Lage sein, ihre Sicherheitsinteressen gegenüber den Fahrern besser vertreten zu können.
  • als Fahrer Bereitschaft zeigen, den Bedürfnissen ihrer Mitfahrer(innen) stärker Rechnung zu tragen und auf Alkohol zu verzichten.

Methodische Hinweise

Aquarium

Die Klasse / der Kurs wird in fünf Arbeitsgruppen aufgeteilt, die sich arbeitsgleich mit einem Thema beschäftigen. Nach der Arbeitsgruppenphase (ca. 20 Minuten) setzen sich die fünf Sprecher der Arbeitsgruppen in einen Stuhlkreis; die Lehrkraft moderiert das Gespräch, ohne zu bewerten und zu kommentieren. Die Sprecher geben die Standpunkte und Ergebnisse ihrer Arbeitsgruppen wieder. Die restlichen Mitglieder der Gruppen sitzen im Kreis um die Diskutierenden herum (Aquarium) und hören zu. Sie kommentieren und bewerten erst in einer abschließenden Diskussion das „Aquarium-Gespräch“.

Das Gespräch im Innenkreis sollte eher knapp bemessen sein (ca. 15 bis 20 Minuten). Die kleine Gruppe versucht, stellvertretend für die Klasse das Thema zu erörtern, Ergebnisse auszutauschen und eine Entscheidung zu treffen.


Arbeitsblatt

Das Arbeitsblatt „Mit mir nicht!“ führt die Schüler in die Thematik ein.

Fragestellung

Soll Leonie ins Auto steigen, obwohl sie weiß, dass Oliver zu viel getrunken hat?


Mögliche Argumente

Pro

  • Der Bus ist schon weg.
  • Laufen ist nachts zu gefährlich, weil man belästigt werden kann.
  • Das Taxi ist zu teuer.
  • Die Eltern sind ohnehin nicht begeistert, dass die Tochter so lange weg ist, und wären sauer, wenn sie auch noch Chauffeur spielen müssen.
  • Oliver weiß sicher, was er sich zutrauen kann und was nicht.
  • Nachts ist kaum Verkehr auf der Straße.
  • Leonie verdirbt sich und den anderen den Abend, wenn sie nicht mitfährt.
  • Die Jungs wären sauer, wenn Leonie jetzt nicht mitkommt.
  • Ihre Beziehung zu Oliver könnte belastet werden.
  • Rosalie fände es nicht gut, wenn sie „rumzickt“.
  • Sie steht vor den anderen als Spielverderberin da.

Kontra

  • Sie riskiert Gesundheit und Leben, wenn sie sich zu einem alkoholisierten Fahrer ins Auto setzt.
  • Das teure Taxi oder den Ärger mit den Eltern kann man verkraften, wenn es um Leib und Leben geht.
  • Ihre Eltern würden sicher verstehen, dass sie Leonie in so einem Fall abholen müssen.
  • Wer Alkohol trinkt, kann nicht mehr realistisch einschätzen, ob er noch fahrtüchtig ist.
  • Sie könnten von der Polizei erwischt werden, Oliver wäre dann seinen Führerschein los.
  • Wenn sie einmal nachgibt, wird Oliver sich in der Zukunft ähnlich verhalten.
  • Die Stimmung ist ohnehin im Eimer.
  • Von Leuten, die trinken und dann Auto fahren, sollte man sich besser trennen.
  • Es ist Fahranfängern verboten, mit Alkohol zu fahren (Null-Promille-Regel).

Moderationsfragen für die Abschlussrunde

  • Wovon hängt es ab, wie man sich entscheidet?
  • Warum unterstützt Rosalie ihre Freundin nicht?
  • Welche Argumente könnten Oliver am ehesten überzeugen?
  • Warum gerät man trotz guter Vorsätze in Gefahr, etwas zu trinken, obwohl man noch fahren will?
  • „Von Freunden, die trinken und dann Auto fahren, sollte man sich besser trennen.“ Wie stehen Sie zu der Aussage?
  • Warum ist es so schwer, auf andere positiven Einfluss zu nehmen?
  • Was würde sich ändern, wenn Oliver nicht Alkohol, sondern Haschisch oder Ecstasy genommen hätte?

(nach: Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V. (DVR): Sicher unterwegs – Unterrichtskonzept für die Sekundarstufe II, CD-ROM, 2004)