Motorisierte Verkehrsteilnahme ist ein zentrales Stichwort der Mobilitätsbildung in der Sekundarstufe II. Viele Jugendliche und junge Erwachsene fahren Mofa, Moped oder Roller, die meisten haben den Führerschein im Blick. Motorisierte Mobilität ist Teil der individuellen Lebensgestaltung.

Den Führerschein im Blick – Mobilitätsbildung in der Sek. II

Mit dem Erwerb des Führerscheins und zunehmender motorisierter Mobilität nehmen die Verantwortung und die Unfallgefährdung der Jugendlichen nochmals zu. Die Unfallzahlen der 18-Jährigen lagen 2020 mehr als dreimal so hoch wie die der 14-Jährigen. Noch dramatischer steigt die Zahl der im Straßenverkehr tödlich Verunglückten. 2020 kamen mehr 16-Jährige ums Leben (26) als 11- bis 15-Jährige zusammen (24)! Die meisten Jungen Mensch verlosen im Alter zwischen 18 und 20 ihr Leben.

Am Ende der Schulzeit steht für viele Jugendliche der Führerschein.


Junge Fahrer

Keine Gruppe ist im Straßenverkehr so gefährdet wie die „Jungen Fahrer“: 15,4 Prozent aller Verletzten und 12,0 Prozent aller Getöteten im Straßenverkehr gehörten 2020 zur Gruppe der 18- bis 24-Jährigen, obwohl nur jeder 13. der Gesamtbevölkerung (7,5 Prozent) dazu zählte. Wer wenn nicht die Schule (gymnasiale Oberstufe und Berufsschule) erreicht die Jugendlichen flächendeckend in dem Alter, in dem sie zunehmend motorisiert unterwegs sind – auf Zweirädern und mit dem Auto?


Fahren ist eine Frage der Einstellung

Fahranfänger haben unabhängig vom Alter ein höheres Unfallrisiko. Nach den ersten 5.000 Kilometern geht die Unfallgefahr rapide zurück. Bei Jungen Fahrern gesellen sich zu mangelnder Fahrpraxis und Routine oft noch jugendlicher Leichtsinn und Imponiergehabe.

In der Unfallforschung besteht Einigkeit über die Bedeutung der Einstellungen für das Ausmaß der Gefährdung. Psychische und soziale Aspekte spielen eine größere Rolle als die fahrpraktischen Fähigkeiten. Besonders junge Männer versuchen sich mit Hilfe ihres Fahrzeugs abzuheben, Anerkennung zu gewinnen und Mitschülerinnen zu beeindrucken. Der Kick beim Fahren bringt Abwechslung in den Alltag. Alkohol und Müdigkeit spielen bei vielen Unfällen eine Rolle. Immer wieder enden Disco- bzw. Clubbesuche mit fatalen Folgen.


Schulische Mobilitätsbildung

Hier ist auch die Schule gefragt. Zu ihren Bildungs- und Erziehungsaufgaben gehört die Vermittlung sozialer Kompetenzen. „Sozialverhalten und Verantwortung“ sind zentrale Anliegen der Mobilitätsbildung in der Sek. II. Appelle und Mahnungen bringen wenig, die Bedürfnisse und Interessen der Jugendlichen müssen ernst genommen werden. Es geht also nicht darum, ihnen den Spaß am Fahren und an der Geschwindigkeit zu nehmen.

Die KMK-Empfehlung zur Mobilitäts- und Verkehrserziehung von 2012 nennt für die Sek. II folgende Themen:

  • Mobilität und Sozialverhalten
  • Motorisierter Individualverkehr, Begleitetes Fahren
  • Alkohol und Drogen im Straßenverkehr
  • Ökonomische und ökologische Aspekte der Mobilität
  • Entwicklung und Gestaltung des Verkehrs für eine zukunftsfähige Mobilität
  • Tourismus, Verkehr und Wirtschaft
  • Chancen und Grenzen der Mobilität
  • Alternative Antriebstechniken und Fahrzeuge, Fahrzeugtechnik

Mobilitätsbildung hat es schwer

Einen Mangel an Themen gibt es nicht. Dennoch hat Mobilitätsbildung in der Sek. II einen schweren Stand. An Berufsschulen scheitert sie oft schon aus organisatorischen Gründen. In der gymnasialen Oberstufe sieht es etwas besser aus. Sowohl in einzelnen Fächern als auch im Rahmen fächerübergreifender Projekte lassen sich verkehrsrelevante Themen gewinnbringend erarbeiten. Aber auch hier wird wenig gemacht.

Ausgehend von aktuellen Meldungen oder den Erlebnissen der Schüler ergeben sich umfassende Fragestellungen, die zentrale Bereiche des menschlichen Zusammenlebens und der zukünftigen Entwicklung aufgreifen:

  • physikalisch-technische Fragestellungen (Brems- und Anhaltewege, Fliehkräfte, Aquaplaning)
  • verkehrsmedizinische Fragestellungen (Alkohol, Drogen, Medikamente)
  • psychologische Fragestellungen (Aggressionen, Imponiergehabe, geschlechtsspezifische Unterschiede im Verkehrsverhalten, Einstellung zum Risiko)
  • ökologische Fragestellungen (Schadstoffe, Tempolimit, Fahrverbote, E-Mobilität)
  • ökonomische Fragestellungen (Güterverkehr, Transportmittel)
  • rechtliche Fragestellungen (Haftung, Versicherung, Führerschein)
  • philosophische Fragestellungen (Verantwortung, Leben)

Ausführlichere Informationen und Unterrichtsanregungen für die Sek. II. finden Sie in dieser Rubrik.