Erst im Grundschulalter beginnen Kinder, ihr Gehör im Straßenverkehr bewusst einzusetzen. Besonders das Richtungshören stellt sie bis zum Ende der Grundschule vor große Probleme, speziell wenn die Geräusche aus seitlicher Richtung kommen.

Geräusche richtig lokalisieren

Was nützt es Kindern, wenn sie eine Autohupe hören, aber nicht wissen, aus welcher Richtung das Warnsignal kommt? Richtungshören muss in der Schule geübt werden. Man kann die Natur der Kinder aber nicht überlisten. Erst ab einem gewissen Alter ist ein Kind entwicklungsbedingt in der Lage, Geräusche richtig zu lokalisieren. Bei Heranwachsenden mit geistiger Behinderung stellt die damit einhergehende Entwicklungsverzögerung eine zusätzliche Schwierigkeit dar.


Kompetenzen

  • Die Schüler unterscheiden und lokalisieren Geräusche.
  • Sie filtern Geräusche und unterscheiden wichtige von unwichtigen.
  • Sie benennen Richtungen im Raum: vorne, hinten, links und rechts.

Material

  • Verschiedene Musikinstrumente (z.B. Rasseln, Triangel, Tamburin, Kazoo, Klangstäbe)
  • Tücher oder Masken zum Augenverbinden
  • Mobile Lautsprecher (z.B. Handy, Bluetooth/kabellose Lautsprecher)
  • Verkehrsgeräusche im Internet, z.B. auf Hörspielbox oder auf YouTube.

Die folgenden Übungen lassen sich gut in der Gruppe durchführen, am besten im Anschluss an die Einheit „Verkehrsgeräusche wahrnehmen und erkennen“.


Übung I – Orientierung im Raum

Ablauf

  • Die Lehrkraft zeigt im Stuhlkreis unterschiedliche Musikinstrumente (Rassel, Triangel, Tamburin) oder andere Geräuschquellen (Schlüsselbund, Trillerpfeife).
  • Die Schüler schließen die Augen oder bekommen die Augen verbunden.
  • Die Lehrkraft geht leise durch den Raum und sendet von unterschiedlichen Punkten aus akustische Signale (mit Triangel, Schlüsselbund usw.).
  • Die Schüler benennen die Geräusche und zeigen mit der Hand in die Richtung, aus der sie kommen.
  • Jedes Kind darf einmal Geräusche erzeugen, die seine Mitschüler erkennen und lokalisieren müssen.

Variante I

  • Die Übung wie beschrieben, erschwert durch Musik im Hintergrund (Radio, CD).

Variante II

  • Das Richtungshören findet nicht in der Klasse, sondern an einem anderen Ort statt:
    • in der Turnhalle (stärkere Variation von Nähe und Weite der Geräuschquelle)
    • draußen auf dem Schulhof (mit „natürlichen“ Hintergrundgeräuschen)

Variante III (Differenzierung nach oben)

  • Die Übung erfolgt wie beschrieben oder in den Varianten I und II.
  • Die Schüler nennen die Richtung, aus der das Geräusch kommt (vorne/hinten, links/rechts).

Übung II – Musikinstrumente erkennen und orten

Ablauf

  • Die Lehrkraft zeigt unterschiedliche Musikinstrumente.
  • Die Schüler lernen den Klang und die Namen der Instrumente kennen.
  • Sie erhalten unterschiedlich klingende Musikinstrumente. Ein Instrument kann auch mehrfach ausgeteilt werden.
  • Ein Kind stellt sich in die Mitte und schließt die Augen / bekommt die Augen verbunden.
  • Aufgabe: „Höre das Instrument xxx heraus. Zeige in die Richtung, aus der es kommt!“
  • Die Schüler im Stuhlkreis spielen nacheinander einzeln ihr Instrument vor.
  • Das Kind in der Mitte versucht nach einmaligem Hören das gesuchte Instrument zu lokalisieren.
  • Anschließend wechselt der nächste Schüler in die Mitte.

Variante

  • Alle Schüler im Stuhlkreis spielen ihre Instrumente gleichzeitig.
  • Das Kind in der Mitte versucht schnell und präzise den Ort des gesuchten Instrumentes zu lokalisieren.
  • Anschließend geht der nächste Schüler in die Mitte.

Übung III – Von wo werde ich gerufen?

Ablauf

  • Die Schüler sitzen im Stuhlkreis und schließen die Augen / bekommen die Augen verbunden.
  • Die Lehrerin ruft von verschiedenen Positionen im Raum den Namen eines Kindes, bis alle Schülerinnen und Schüler einmal aufgerufen wurden.
  • Das genannte Kind muss anzeigen, aus welcher Richtung sein Name gerufen wurde.
  • Das Kind soll nach dem ersten Ruf Bescheid wissen. Dies entspricht den Bedingungen im Verkehr. Zu Beginn kann die Lehrerin den Namen bei Bedarf auch mehrmals nennen.

Variante I

  • Übung wie beschrieben, erschwert durch Musik im Hintergrund (Radio, CD).
  • Diese Variante ist schwieriger, entspricht aber den Verkehrsgegebenheiten, weil der Schüler die Stimme aus den Hintergrundgeräuschen heraushören, filtern und lokalisieren muss.

Variante II (Differenzierung nach oben)

  • Die Übung erfolgt wie beschrieben oder in der Variante I.
  • Die Schüler nennen die Richtung, aus der der Name gerufen wird (vorne/hinten, links/rechts).

Übung IV – Verkehrsgeräusche lokalisieren

Ablauf

  • Die Lehrkraft spielt aus unterschiedlichen Positionen im Klassenzimmer Verkehrsgeräusche ab.
  • Die Kinder müssen sie mit geschlossenen oder verbundenen Augen heraushören und bestimmen.
  • Sie zeigen an, aus welcher Richtung sie kommen.

Variante (Differenzierung nach oben)

  • Die Übung erfolgt wie beschrieben.
  • Die Schüler nennen zusätzlich die Richtung, aus der die Geräusche kommen (vorne/hinten, links/rechts).

Alle Kinder machen mit

Achten Sie bei Schülerinnen und Schülern mit schwermehrfacher Behinderung darauf, sie gemäß ihren Sprachmöglichkeiten einzubeziehen. Sie können beispielsweise ein bestimmtes Wort auf den Talker oder „Step by Step“ aufnehmen und es durch Drücken einer Taste selbstständig äußern.

Auch bei Kindern mit Bewegungseinschränkungen gilt es Wege zu finden, sie einzubeziehen.