Bewegungsmangel und zunehmende psychomotorische Schwächen von vielen Kindern haben auch Einfluss auf die Radfahrausbildung. Zugleich stehen den Ausbildern immer weniger Ressourcen zur Verfügung, durch gezielte Förderung diesen bedenklichen Trend zu korrigieren.

Alarmierend: Immer mehr Kinder haben Probleme beim Radfahren

Viele Kinder, vor allem im städtischen Bereich, haben im Vergleich zu früher deutliche psychomotorische Schwächen. Das wird bei der Radfahrausbildung sichtbar, die nahezu alle Grundschüler in der 4. Klasse absolvieren. Eine Studie zeigt, dass sich die Fähig- und Fertigkeiten von Kindern im Grundschulalter weiter verschlechtert haben.

Dabei fallen vor allem Stadtkinder, Mädchen mit Migrationshintergrund, übergewichtige und überbehütete Kinder auf. Um den Teufelskreis „fehlende Bewegung – mehr Unsicherheit – weniger Fahrradpraxis – noch weniger Bewegung“ zu durchbrechen, müssten nach Ansicht von Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV), Schulen, Eltern und Lehrer gezielt Bewegungsdefizite erkennen und bekämpfen. Sicheres Radfahren, so Brockmann, sei das A und O für eine spätere sichere Teilnahme am Straßenverkehr.

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Bewegungskompetenz ist die Voraussetzung für eine sichere Teilnahme als Radfahrer am Straßenverkehr. Einhändig zu fahren und dabei den Verkehr im Auge zu behalten, stellt viele Kinder vor enorme Schwierigkeiten. In den letzten Jahrzehnten haben die psychomotorischen Schwächen von Kindern deutlich zugenommen.


Radfahrausbildung

Rund 95 Prozent aller Viertklässler legen jährlich die Radfahrausbildung ab. Sie ist ein wichtiger Teil der Mobilitäts- und Verkehrserziehung und deckt die psychomotorischen Mängel von immer mehr Kindern schonungslos auf. Immer mehr Mädchen und Jungen beherrschen wichtige Alltagskompetenzen des Radfahrens nicht, etwa das Spurhalten beim Blick zur Seite oder nach hinten. Während bei einer Umfrage 1997 nur knapp die Hälfte der Ausbilder (46 Prozent) angab, die Körperbeherrschung und Radfahrfertigkeit hätten abgenommen, waren es 2008 schon fast drei Viertel (72 Prozent). Gleichzeitig hatten 1997 nur 3 Prozent der Ausbilder angegeben, die Zahl der Kinder mit Mobilitätsdefiziten habe erheblich zugenommen. 2008 waren es immerhin schon 22 Prozent.

Diese Defizite werden vor allem in Großstädten sichtbar. 1997 gab es kaum Unterschiede zwischen Stadt und Land.  Ein Jahrzehnt später waren die Radfahrausbilder in den Städten und Großstädten deutlich öfter der Meinung (83 bzw. 79 Prozent), dass die motorischen Schwächen zugenommen haben, als diejenigen im ländlichen Bereich und in Kleinstädten (70 bzw. 68 Prozent).

Ein großes Problem: Trotz der Zunahme der motorischen Defizite können diese während der Radfahrausbildung immer seltener ausgeglichen oder gar behoben werden. So konnten 2008 nur noch halb so viele Einzelförderungen und Nachkurse durchgeführt werden wie noch 1997.


Kinder als Radfahrer

Für viele Kinder hat die eigenständige Mobilität in den vergangenen Jahren abgenommen. Sie werden vermehrt mit dem Auto zur Schule gebracht oder müssen in ländlichen Gebieten schon früh mit dem Bus zur Schule fahren. Das Fahrrad ist für Kinder zwar immer noch wichtiger Garant für eigenständige Mobilität. „Stubenhockern“ fehlt aber die Praxis und macht das gelegentliche Radfahren dann umso gefährlicher. Deshalb sollten vor allem Eltern in der Freizeit und an Wochenenden oder in den Ferien ausgiebige Radtouren mit ihren Kindern unternehmen, um deren Fähigkeiten, sich sicher auf dem Zweirad im Straßenverkehr zu bewegen, zu fördern.


Was muss getan werden?

  • Kinder brauchen viel Bewegung. Diese kann (und muss) zu Hause, in der Schule – etwa mit Velofit – und im Sportverein gefördert werden.
  • Grundschulen müssen den Raum und die Zeit bieten, Mobilitätsdefizite von Kindern zu erkennen und auszugleichen.
  • Eltern sollten ihre Kinder nicht mit dem Auto zur Schule bringen, sondern zu Fuß.
  • Während der Radfahrausbildung sollte es genug Zeit für Einzelförderung und Nachschulungen geben.